Schweden plant scharfe Werbe-Restriktionen für Glücksspiel-Anbieter
Posted on: 18/10/2021, 12:09h.
Last updated on: 18/10/2021, 12:09h.
Glücksspiel-Anbieter in Schweden k?nnten bald mit deutlich h?rteren Werbe-Einschr?nkungen konfrontiert werden. Grund dafür ist ein neuer Gesetzesentwurf unter dem Titel ?Besondere M??igung bei der Vermarktung von Spielen“. Die Konsultationszeit für den von Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi initiierten und vom Finanzministerium formulierten Entwurf [Seite auf Schwedisch] ging am Freitag zu Ende.
Das neue Gesetz beinhaltet neue Richtlinien in Bezug auf den Umfang und den Inhalt der Glücksspiel-Werbung. Sofern angenommen, soll es am 1. Juli 2022 in Kraft treten und alle lizenzierten Anbieter betreffen. Dem Gesetzesentwurf zufolge solle Werbung für Glücksspiel-Produkte künftig den gleichen Restriktionen unterliegen wie Werbung für Alkohol und Tabak.
Konkret bedeute dies, dass Glücksspiel-Werbung ?unscheinbar“ und ?nicht aufdringlich“ gestaltet werden müsse. Sie dürfe, ebenso wie Werbung für Alkohol und Zigaretten, nicht zum Konsum aufrufen. Ebenfalls verboten werden k?nnten Sponsoring-Partnerschaften zwischen Glücksspiel-Firmen und Sport-Verb?nden.
Darüber hinaus k?nnte es einigen Medien und Plattformen generell verboten werden, Glücksspiel-Werbung auszustrahlen. So dürfe in TV und Radio beispielsweise seit 2010 nicht mehr für alkoholische Getr?nke geworben werden. Für Getr?nke mit mehr als 15 % Alkoholvolumen gelte zudem ein Werbeverbot in Zeitschriften. Ob es ein ?hnliches Totalverbot für Glücksspielwerbung geben k?nnte, l?sst der Entwurf jedoch offen. Die neuen Restriktionen sollen sich aber an dem Alkohol-Werbeverbot orientieren.
Kindred Group warnt vor Konsequenzen
In Bezug auf die Auswirkungen neuer Werbe-Restriktionen schreibt das Finanzministerium, dass weder mit einer Gef?hrdung der Kanalisierungsrate noch mit drastischen Konsequenzen für die lizenzierten Anbieter zu rechnen sei. Diese Ansicht teilen der schwedische Branchenverband (BOS) und seine Mitglieder nicht.
In einem am Freitag ver?ffentlichten Statement ?u?ert sich der schwedische Glücksspiel-Riese Kindred Group sehr kritisch zum Gesetzesentwurf:
Er würde nicht nur die lizenzierten Anbieter sch?digen, sondern aufgrund der wegfallenden Sponsoring-M?glichkeiten auch einen dramatischen Einkommensverlust für den Sport bedeuten […] Eine Einschr?nkung der Marketing-Optionen für die lizenzierten Anbieter wird es zudem schwieriger machen, wettbewerbsf?hig gegenüber unlizenzierten Anbietern zu sein.
In der Folge würde sich dies unweigerlich negativ auf die Kanalisierung der Spieler auf den legalen Markt auswirken, so Kindred weiter. Die Kanalisierungsrate sei aufgrund der 2020 von Shekarabi eingeführten Restriktionen ohnehin schon stark gesunken.
Das Problem der Spielsucht, mit welchem die Regierung die immer st?rkeren Einschr?nkungen rechtfertige, müsse anders angegangen werden. Die L?sung, so Kindred, sei branchenübergreifende Kooperation, basierend auf gegenseitigem Verst?ndnis und Respekt. Glücksspiel-Anbieter k?nnten indes zum Kampf gegen Spielsucht beitragen, indem digitale Spielerschutz-Tools weiter ausgebaut würden.
Auch gemeinnützige Verb?nde und Lotterien in Sorge
Die Glücksspiel-Anbieter sind nicht die einzigen, die den drohenden Restriktionen kritisch gegenüberstehen. Wie die Zeitung Altinget am Donnerstag berichtete, sorgten sich auch der schwedische Sportverband und diverse gemeinnützige Organisationen um die m?glichen Konsequenzen der Werbe-Einschr?nkungen.
Betroffen seien n?mlich auch die vielen Kleinlotterien im Land, die einen wichtigen Teil zur Sportf?rderung und zum Erhalt von Wohlt?tigkeitsorganisationen beitrügen. In einem gemeinsamen Statement schreiben der Sportverband und drei gemeinnützige Organisationen:
Der Vorschlag für eine besondere M??igung bei der Vermarktung von Spielen zwingt die gemeinnützigen Lotterien in die Knie. Wie glauben nicht, dass ein sozialdemokratischer Minister das will. ?Besondere M??igung“ ist eine sehr starke Einschr?nkung der Vermarktung […] Dass diese für alle Formen des Glücksspiels gelten soll, mag vernünftig klingen. Das Problem ist jedoch, dass es verschiedene Arten von Spielen gibt.
Die Lotterien würden dabei n?mlich mit Online-Casinos gleichgesetzt. In Bezug auf das Spielsuchtrisiko gebe es hier jedoch gravierende Unterschiede, die die Regierung berücksichtigen solle.
Die Organisationen begrü?ten zwar, dass die Politik dem Problem der Spielsucht Herr werden wolle, das geplante Gesetz sei jedoch eine ?Kollektivstrafe“. Diese entbehre jedweder wissenschaftlicher Grundlage. Es sei daher unbedingt n?tig, dass die Regierung eine Risikoklassifizierung der verschiedenen Glücksspiele durchführe, bevor ein derartiges Gesetz verabschiedet werde.
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