Neuer Steuersatz für Online Glücksspiel-Anbieter in Portugal?
Posted on: 11/04/2019, 12:20h.
Last updated on: 11/04/2019, 02:25h.
Die European Gaming and Betting Association (EGBA) fordert Portugal auf, sein Steuersystem in Bezug auf Anbieter von Online Glücksspiel zu reformieren. Die derzeitigen Regelungen seien diskriminierend und schw?chten den Spielerschutz, da sie Nutzer in den unregulierten Markt trieben.
Harsche Kritik an portugiesischer Glücksspielaufsicht
Mit scharfen Worten wendet sich der Dachverband der europ?ischen Online Glücksspielbetreiber EGBA in dieser Woche an die portugiesischen Regulierungsbeh?rden.
Es sei dringend geboten, die Steuerpolitik des Landes in Bezug auf Online Casinos zu optimieren, um die Funktionalit?t des Marktes zu gew?hrleisten, so die Interessenvertreter. Gefordert wird ein einheitlicher Steuersatz, der sich am Bruttospielertrag der Anbieter orientiert.
Portugal war eines der ersten europ?ischen L?nder, das sich für einen liberalen Weg in Bezug auf Online Casinos entschieden hat.
Bereits 2013 wurden alle Formen des Internet Glücksspiels erlaubt, im Jahr 2015 folgte die Festlegung der rechtlichen Rahmenbedingungen.
Neben zehn Spielbanken sind derzeit 16?Lizenzen?aktiv, die es Online Betreibern erm?glichen, ihre Angebote für Portugiesen zug?nglich zu machen.
Der Steuerrahmen bewegt sich für Online Sportwettenanbieter zwischen 8 und 16 Prozent ihres Umsatzes, für Betreiber von Online Casinos fallen 15 bis 30 Prozent Abgaben auf den Bruttospielertrag an.
75 Prozent der Online Spieler in Portugal nutzen unregulierten Markt
Die EGBA bezieht sich in ihren Statement (Link auf Englisch) auf eine Studie, die die NOVA Universit?t Lissabon gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Qdata erstellt hat:
Sie stellt fest, dass 75 Prozent aller portugiesischen Online Spieler Angebote abseits des regulierten Marktes nutzen. Dies bedeutet einen Anstieg um 10 Prozent der Nutzer nicht-lizensierter Angebote im Vergleich zum Vorjahr.
Nachteile für Spieler, Anbieter und Staat
Der Grund dafür, dass die Mehrheit der portugiesischen Nutzer des Online Glücksspiels auf Angebote nicht lizensierter Betreiber zurückgreifen, ist nach Meinung von EGBA-Generalsekret?r Maarten Haijer leicht auszumachen:
Das Steuersystem bevorzuge einige wenige Anbieter, w?hrend andere das Nachsehen h?tten und hohe Abgaben entrichten müssten. Dies führe dazu, dass Letztere die Kosten auf die Spieler umlegten und so weniger attraktive Quoten als die unregulierten Mitbewerber b?ten.
Und auch für Anbieter sei es wenig attraktiv, sich um eine der offiziellen portugiesischen Lizenzen zu bewerben:
Die derzeitige portugiesische Steuerpolitik in Bezug auf das Online Glücksspiel ist diskriminierend, weil sie einigen Anbieter vorteilhafte Steuermodelle bietet, w?hrend andere auf breiter Basis Abgaben zahlen müssen.
In der Konsequenz ist es für Online Glücksspielbetreiber, die ihren Hauptsitz in anderen EU-Staaten haben, weniger attraktiv, sich um eine portugiesische Lizenz zu bewerben.
So verfügt beispielsweise nur ein EGBA-Mitglied über eine Lizenz in Portugal, w?hrend viele weitere sehr interessiert daran w?hren, eine solche zu erhalten, wenn sich die Steuerpolitik künftig als nicht-diskriminierend erwiese und den Gegebenheiten des Online Glücksspiels besser entspr?che.
Die Folge der nach Meinung Haijers fehlgeleiteten Steuerpolitik: Ein nicht gew?hrleisteter Spielerschutz und massive Steuereinbu?en für den portugiesischen Staat.
Revision seit einem Jahr überf?llig
Adressat der deutlichen Kritik sind die Santa Casa da Misericordia de Lisboa Games Department (SCML) und der Servico de Regullacao Inspecao de Jogos (SRIJ).
W?hrend Sportwetten und staatliche Lotterien unter dem Dach der SCML angesiedelt sind, fungiert der SRIJ als Regulierungsbeh?rde in Bezug auf das Glücksspiel. Er ist auch für die Vergabe der portugiesischen Online Lizenzen verantwortlich.
Für Mai 2018, zwei Jahre nach Vergabe der ersten Online Lizenz, war eine überprüfung der Auswirkung der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Online Glücksspielmarkt seitens der verantwortlichen portugiesischen Beh?rden geplant. Diese steht bislang aus.
Arbeitsgruppe soll Regelungen überprüfen
Dass sich die EGBA gerade jetzt meinungsstark zu Wort meldet, dürfte kein Zufall sein. Neben den Erkenntnissen der Lissaboner Studie mag auch die nur wenige Wochen zuvor eingerichtete offizielle Arbeitsgruppe zum Thema Besteuerung von Online Glücksspiel in Portugal zur Motivation der Interessenvertreter beigetragen haben.
Der Zeitrahmen, in dem erste Erkenntnisse zur Frage, ob eine Ver?nderung der Rahmenbedingungen n?tig sei, h?tte vorliegen sollen, betrug einen Monat. Dieser ist bereits vergangen.
Es ist m?glich, dass die EGBA mit ihrem Statement, das ein weiteres Engagement auf dem regulierten portugiesischen Markt an Ma?nahmen der Beh?rden knüpft, ganz konkret diese Arbeitsgruppe im Blick hat.
Es wird sich zeigen, ob der Ansatz der Online-Anbieter eine Entsprechung in den Vorschl?gen der Expertenrunde finden wird.
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