Ex-Nationalspieler Bahrains fleht die Welt aus Abschiebehaft um Hilfe an
Posted on: 07/12/2018, 03:08h.
Last updated on: 07/12/2018, 03:08h.
Heute entscheiden die thail?ndischen Richter über das Schicksal des ehemaligen Profifu?baller Hakeem Al Oraibi (24). Dieser wurde Ende November auf Befehl seines Heimatlandes Bahrains am Flughafen in Bangkok verhaftet und befindet sich derzeit in Auslieferungshaft. Seit Jahren lebte er als politischer Flüchtling in Australien, doch nun droht ihm die Abschiebung, gefolgt von Folter und m?glicherweise dem Tod.
Ein früh geplatzter Fu?ball-Traum
Vor wenigen Jahren war Hakeem Al Oraibi ein talentierter Fu?ballspieler, der es bis in das bahrainische Nationalteam schaffte. Doch statt einer gl?nzenden Karriere im Weltfu?ball erwarteten den jungen Fu?baller Jahre der Flucht und politischer Verfolgung.
Bereits mit 16 geriet er mit der bahrainischen Polizei in Konflikt, die ihn im Rahmen der im Land andauernden Demonstrationen festnahm. Nur zwei Jahre sp?ter wurde er, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch meldete, aufgrund der politischen Aktivit?ten seines Bruders festgenommen.
Man habe ihn damals gefoltert, indem man ihm die Augen verband und brutal auf seine Beine einschlug. Dabei sei ihm drohend gesagt worden, dass er nie wieder Fu?ball spielen k?nnen würde und dass man seine Zukunft zerst?re.
Die bahrainische Fu?ball Nationalmannschaft existiert seit den 1950er Jahren und wird von der Bahrain Football Association geleitet. Diese trat im Jahr 1966 der FIFA bei und geh?rt der Asian Football Confederation (AFC) an. Bisher konnte sich die Mannschaft noch nie für die Fu?ballweltmeisterschaft qualifizieren, nahm aber mehrere Male an der Fu?ball-Asienmeisterschaft teil. Im Jahr 2004 schaffe es das Team, den vierten Platz zu erreichen. Der Fu?ball selbst ist in Bahrain sehr beliebt und das Land hofft, sich für die n?chsten Weltmeisterschaften qualifizieren zu k?nnen. Allerdings sind Sportwetten so wie jede andere Form des Glücksspiels im gesamten Inselstaat absolut illegal.
Im Jahr 2014 erlie? die Polizei dann einen erneuten Haftbefehl, in jenem Fall erwiesenerma?en zu Unrecht. Al Oraibi hatte angeblich mit einer Gruppe anderer M?nner einen Angriff auf eine Polizeistation durchgeführt.
Tats?chlich jedoch befand er sich w?hrend der Tat weit entfernt bei einem Fu?ballspiel des Nationalteams. Das Spiel wurde sogar live übertragen, weshalb sich jeder Zweifel an Al Oraibis Unschuld erübrigt.
Nichtsdestotrotz verurteile das Gericht ihn ohne dessen Anwesenheit zu zehn Jahren Haft. Al Oraibi nutze daraufhin bei einem Auslandsspiel die Gelegenheit zur Flucht.
Ein Neubeginn in Australien
Er schaffte es bis nach Australien, wo ihm 2017 der offizielle Flüchtlingsstatus anerkannt wurde. Dort lie? er sich in der Stadt Melbourne nieder und spielte für den Pascoe Vale Football Club.
Aus der sicheren Ferne wagte der Fu?ballspieler im Zuge der FIFA Pr?sidentschaftswahl 2016, ?ffentlich Kritik an Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa zu üben, der neben Gianni Infantino zur Wahl stand. Salman ist bereits seit 2013 Pr?sident der AFC und somit einer der Vize-Pr?sidenten im FIFA Exekutivkomitee.
Wie die Menschenrechtsorganisation Bird beschrieb, sprach Al Oraibi dabei offen und detailliert von der Folter, die er und viele andere erlitten hatten und machte sich dadurch zum offiziellen Staatsfeind.
In Australien wollte er ein normales Leben führen, wenn auch als politischer Flüchtling. Er lebte dort bis vor kurzem ein recht normales Leben mit seiner Ehefrau. Mit dieser reiste er im November nach Thailand zum gemeinsamen Urlaub, was ihm schlie?lich zum Verh?ngnis wurde.
Per Haftbefehl von Interpol festgehalten
Am 27. November nahm ihn die thail?ndische Polizei am Suvarnabhumi Flughafen Bangkok fest. Der Inselstaat Bahrain hatte den Geflüchteten von Interpol suchen lassen und die Verhaftung veranlasst.
Al Oraibi erhielt eine sogenannte ?Interpol Red Notice“, die h?chste Interpol Warnung, welche die internationale sofortige Festnahme autorisiert. Allerdings wurde diese nicht rechtm??ig vergeben, denn Flüchtlinge sind grunds?tzlich von der Red Notice ausgenommen.
Für eine Woche hielt man ihn in Bangkoks Immigrationsbeh?rde fest und obwohl danach die Red Notice aufgehoben wurde, entschied der Gerichtshof am 4. Dezember, ihn für weitere 12 Tage dort festzuhalten. Heute soll jedoch eine Entscheidung bezüglich seiner Auslieferung nach Bahrain fallen.
Al Oraibi selbst rechnet derzeit mit dem schlimmsten und hinterlie? den Reportern der WDR Sendung ?Sport Inside“ eine Mitteilung:
Dies k?nnte meine letzte Nachricht sein. Ich wei? noch immer nicht, ob ich morgen nach Bahrain ausgeliefert werde. Ich spreche die Vereinten Nationen, einzelne L?nder, die FIFA, Fu?baller und die gesamte Menschheit an, denn mein Schicksal ist in Gefahr und meine Zukunft wird bald vorbei sein. Wenn ich nach Bahrain ausgeliefert werde, dann vergesst mich nicht. Und wenn ich dort bin und ihr mich Dinge sagen h?rt, glaubt mir nicht. Ich wei?, was mit mir passieren wird und ich wei?, dass ich gefoltert werde, damit ich Dinge gestehe, die ich niemals getan habe. Bitte k?mpft weiter, um mich zu retten.
Bereits vor dieser Nachricht war es ?Sport Inside“ gelungen, per Telefon mit Al Oraibi zu sprechen. Der WDR ver?ffentlichte einen kurzen Mitschnitt des Gespr?chs, in dem der junge Mann sagte, dass man ihn in Bahrain t?ten würde, denn dort z?hlten Menschenrechte nicht.
Die FIFA h?lt sich zurück
Sowohl der Geflüchtete selbst als auch die Menschenrechtsorganisation Bird setzen auf ein rasches Einschreiten der FIFA. Schlie?lich setzt diese sich weltweit für verschiedene Projekte ein und steht nach au?en hin für Werte wie Gleichheit, Sicherheit und Fairness.
Bird richtete sich dabei in einem offenen Brief an die FIFA und ermahnte diese, Verantwortung zu übernehmen. Wenn diese nicht unmittelbar handeln würde, dann k?nnte es für Al Oraibi bereits zu sp?t sein.
In letzter Minute meldete sich die FIFA am Donnerstagabend zu Wort und forderte die Rückführung des Fu?ballers in seine neue Heimat Australien. Allerdings habe man sich dafür nur mit dem australischen Fu?ballverband ausgetauscht, nicht etwa mit den zust?ndigen Beh?rden in Thailand oder gar Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa.
Die FIFA hat damit die Verantwortung schnell weitergegeben und überl?sst den Kampf der australischen Regierung. Sicherlich h?tte man in Anbetracht der gro?en Macht, die der FIFA innewohnt, mehr Einsatz erwarten k?nnen.
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