Experte fordert Neuordnung des britischen Glücksspielrechts
Posted on: 01/12/2019, 05:30h.
Last updated on: 29/11/2019, 04:50h.
Peter Hannibal, Chef der britischen Beratungsfirma Gambling Business Group, hat in dieser Woche eine Neuordnung des britischen Glücksspielrechts gefordert. Laut Hannibal sei einer überarbeitung des bis heute geltenden Gambling Act aus dem Jahre 2005 dringend notwendig, um die Industrie für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen.
Vor allem Spiele mit niedrigen Eins?tzen bedürften der rechtlichen Neubewertung, so der Experte. Nur knapp zwei Wochen vor den britischen Unterhauswahlen sagte Hannibal:
?Eine überprüfung der Rechtsvorschriften für Glücksspiele ist nun unumg?nglich, ganz unabh?ngig von der Zusammensetzung des n?chsten Parlaments. Wir sollten dies als Chance begreifen, um unseren Narrativ über Glücksspiel in Gro?britannien zu ver?ndern. Aber dies wird einen anderen Ansatz ben?tigen, an dem sich jeder, nicht zuletzt die Industrie, beteiligen muss. Es [die Neuordnung des Glücksspielrechts, Anm. der Red.] wird passieren und wir müssen uns darauf vorbereiten.“
Sowohl Konservative als auch liberale Demokraten und die Labour-Partei haben in ihren Wahlprogrammen einen Neuausrichtung des britischen Glücksspielrechts angekündigt. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang unter anderem Einsatzlimits an Online-Spielautomaten sowie Regelungen für Glücksspielwerbung, VIP-Promotions und die Verwendung von Kreditkarten in Online Casinos.
Gaming versus Glücksspiel
Die Abgrenzung von Online-Glücksspiel und glücksspiel?hnlichen Anwendungen wie Lootboxen hat in den vergangenen Jahren im Vereinigten K?nigreich immer wieder zu politischen Debatten geführt.
W?hrend Suchtexperten die Parallelen hervorheben, kam die britische Glücksspielaufsicht in diesem Sommer zu dem Ergebnis, dass es sich bei Spielen wie digitalen FIFA-Paketen und Lootboxen nicht um Glücksspiel handle.
Die andauernde Diskussion darüber, wo Gaming aufh?rt und Glücksspiel anf?ngt, müsse laut Hannibal ein Ende finden. Die Lizenzgebühren der Online Casino-Betreiber dürften nicht l?nger für die Kontrolle von Videospielen verwendet werden.
Sollte ein sch?dlicher Einfluss der In-Game-Spiele festgestellt werden, sollten auch die Spieleentwickler nach dem Verursacherprinzip ihren finanziellen Beitrag zum Spielerschutz leisten.
Lootboxen sind ein europ?isches Streitthema
W?hrend andere EU-Staaten wie die Niederlande und Belgien Lootboxen bereits als Glücksspiel eingestuft und verboten haben, fordern viele britische Politiker noch immer eine Regulierung der ?Schatztruhen“.
In Deutschland kamen die Glücksspielaufsichten der L?nder zu dem Urteil, dass es sich bei Lootboxen nicht um Glücksspiel handle. Diese Auffassung teilen auch viele deutsche Rechtsexperten. Sie argumentieren, dass die finanzielle Gegenleistung, die beim Glücksspiel stets ein Teil des Anreizes ist, bei den Lootboxen fehle.
Auch Regulatoren in Frankreich und Polen vertreten die Meinung, Items in Lootboxen h?tten keinen monet?ren Gegenwert und k?nnten deshalb nicht als Teil eines Glücksspiels qualifiziert werden.
Generell müsse die Auseinandersetzung über den negativen Einfluss von Gaming und Glücksspiel neu geführt werden, so Hannibal. Derzeit herrsche eine Kultur der vorauseilenden Vorsorge, die jedoch auf der Symptomebene verbleibe. Die Symptome von Spielsucht zu untersuchen, reiche allein aber nicht aus, um das Problem langfristig zu bew?ltigen. Vielmehr brauche es eine Langzeitstrategie gegen die Ursachen des pathologischen Spielens.
Welche Ver?nderungen k?nnten die n?chsten Wahlen bringen?
Ob Hannibals Forderungen Geh?r finden, k?nnte sich nach der n?chsten Wahl in Gro?britannien zeigen. Einige geplante Ma?nahmen der Parteien wurden bisher bereits bekannt.
So wollen die Konservativen unter anderem neue Gesetze für die Verwendung von Kreditkarten in Online Casinos und die Regelung von In-Game-Features in Videospielen erlassen.
Geplant ist überdies eine weitreichende Reglementierung von Glücksspielwerbung und die Einsetzung eines Glücksspiel-Ombudsmannes, der bei Konflikten zwischen Verbrauchern, Firmen und Regulatoren schlichtend eingreift.
Obgleich die Labour-Partei bisher keine Detailangaben zu ihren Pl?nen machte, verfolgt sie aktuell das übergeordnete Ziel, neue Limits für Glücksspiel einzuführen und plant au?erdem eine zus?tzliche Abgabe für Spielerschutz- und Suchtprogramme.
Die britische Online-Glücksspiel-Branche, deren Gesch?ft in diesem Jahr erstmals leicht schrumpfte, dürfte sich in Anbetracht der Parteipl?ne auf bevorstehende Zusatzkosten gefasst machen.
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