Das Glücksspiel in Spanien: Ein Rückblick auf das Jahr 2019
Posted on: 31/12/2019, 05:30h.
Last updated on: 31/01/2020, 11:25h.
Das Glücksspiel ist in Spanien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und vor allem der Online Glücksspielmarkt boomt. Gleichwohl sind im Jahr 2019 in Spanien die Forderungen nach einem verbesserten Spielerschutz und nach Werbebeschr?nkungen immer lauter geworden.
Glücksspielertr?ge steigen seit der Krise wieder
In Spanien ist das Glücksspiel ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Wie die im Oktober dieses Jahres ver?ffentlichte Marktstudie Anuario del Juego en Espa?a 2019 [Seite auf Spanisch] des Branchenverbandes für private Glücksspielanbieter in Spanien, CeJuego, zeigen, stiegen die Bruttospielertr?ge des Glücksspielsektors im Jahr 2018 auf insgesamt 9,87 Mrd. Euro an. Die Summe der Steuern, die von Glücksspielunternehmen im Jahr 2018 gezahlt wurden, betrug rund 1,12 Mrd. Euro und entspricht damit der Summe, die das Finanzministerium für den Erhalt und die Pflege der Autobahnen im gesamten Land im Haushaltsplan festgelegt hatte.
Nachdem die Ums?tze w?hrend der Wirtschaftskrise (2008 bis 2013) stetig gefallen waren, konnten die Glücksspielanbieter ab dem Jahr 2017 wieder einen deutlichen Aufschwung verzeichnen. Im Jahr 2014 hatten die Ertr?ge ein Tief von 8,23 Mrd. Euro erreicht, 2015 stiegen sie wieder auf 9,04 Mrd. Euro an. Im Jahr 2017 betrugen die Bruttoeinnahmen 9,79 Mrd. Euro. und waren damit erstmals wieder mit den Ertr?gen der Zeit vor der Wirtschaftskrise vergleichbar. Dies kam nicht nur dem Fiskus, sondern auch dem Arbeitsmarkt zugute, denn im Glücksspielsektor arbeiten in Spanien derzeit mehr als 85.000 Personen.
Besonders gro? ist das Wachstum des spanischen Online-Glücksspielmarktes, seitdem dieser im Jahr 2011 liberalisiert wurde. Doch mit Meldungen über dessen Umsatzanstieg wurden in diesem Jahr auch die Forderungen nach strengeren Regulierungen und einem verbesserten Spielerschutz lauter.
Verbot der Glücksspielwerbung gefordert
Besonders die Glücksspielwerbung ist in diesem Jahr in den Fokus von Politik und ?ffentlichkeit geraten. So forderte der amtierende spanische Bürgerbeauftragte Francisco Fernández Marugán im Mai ein Totalverbot der Glücksspielwerbung und obwohl die Politik dies zun?chst ablehnte, fürchten Anbieter ein künftige gesetzlich Werbebeschr?nkungen.
Dass Medien und Politik die Option eines Werbeverbotes n?her ins Auge fassen, dürfte ma?geblich auch mit den Protesten zusammenh?ngen, zu denen es in diesem Jahr gekommen ist. In St?dten wie Barcelona und Madrid gab es immer wieder Demonstrationen gegen das Glücksspiel.
Zuletzt nahmen im Madrider Stadtviertel Tetuán mehr als 1.500 Menschen an einer Demonstration gegen die Wettbüros im Viertel teil. Sie forderten, dass kein neues Wettbüro mehr er?ffnet und die Glücksspielwerbung verboten werden solle. Víctor Rubio (22), einer der Demonstranten, erkl?rt:
?Ich habe Freunde, die spielen und ihren Eltern das Geld hierfür gestohlen haben. Sie nehmen an jeder Art von Glücksspiel teil: Roulette, Fu?ballwetten. Was sie wollen, ist, so schnell wie m?glich Geld zu verdienen.“
Im November stimmten die spanischen Glücksspielanbieter in Folge der Entwicklung freiwilligen Werbebeschr?nkungen zu, um gesetzlichen Beschr?nkungen vorzubeugen. Dies hat sich bereits in diesem Jahr in den Marketingausgaben niedergeschlagen. Dabei sanken die Ausgaben für Werbung im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten um mehr als 12 Prozent. Da das selbstauferlegte Werbeverbot ab 15. Januar gilt, dürften die Werbeausgaben im ersten Quartal des Jahres 2020 weiter sinken.
Folgen ?nderungen der Glücksspielgesetze in Spanien?
Die ersten autonomen Gemeinschaften reagieren auf die Kritik von Seiten der Bev?lkerung mit Ankündigungen zur überprüfung der bestehenden Glücksspielgesetze.
So will die autonome Gemeinschaft Aragonien die Mindestabst?nde zwischen Schulen und Glücksspieleinrichtungen erh?hen. Zudem hat die Regierung von Aragonien die Zentralregierung aufgefordert, die Glücksspielwerbung gesetzlich zu verbieten.
In der autonomen Gemeinschaft Murcia ist ein von der PSOE vorgeschlagener Gesetzesentwurf zur Neuregulierung des Glücksspiels von Abgeordneten der Parteien PP, Cs und VOX abgelehnt worden. Unterstützt wurde der Entwurf allerdings vom Linksbündnis Unidas Podemos, das darauf verwies, dass die Zukunft der Jugend ?auf dem Spiel“ stehe und man die Macht dieser Industrie limitieren müsse.
W?hrend die Regionalregierungen für die Regulierung des landbasierten Glücksspiels in ihren autonomen Gemeinschaften zust?ndig sind, kommt es der Zentralregierung zu, landesweite Angebote zu regeln.
Angesichts der Tatsache, dass die PSOE und Podemos in vielen autonomen Gemeinschaften neue Regelungen der Glücksspielgesetze fordern, fürchten Glücksspielanbieter nun, dass die Koalitionsregierung unter Pedro Sánchez (PSOE) und Podemos für das kommende Jahr eine ?nderung der Regulierungen für landesweite Glücksspielangebote ins Auge fassen k?nnte.
Doch auch ein linksregiertes Spanien wird es sich nicht leisten k?nnen, auf die indirekten Einnahmen aus dem Glücksspiel zu verzichten.
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