Neues Hertha-Stadion in Berlin: Pl?ne werden konkret
Posted on: 13/09/2018, 12:52h.
Last updated on: 13/09/2018, 01:05h.
2025 soll es so weit sein: Erstligist Hertha BSC tr?umt von eigenem Stadion im Berliner Olympiapark und erarbeitet derzeit die n?tigen Details. Die Chancen für eine neue Arena stehen gut.
Bis zu 55.000 Zuschauer soll die neue Fu?ball-Arena im Berliner Westend fassen. Die Er?ffnung ist für den 25. Juli 2025, pünktlich zum 133. Geburtstag der Blau-Wei?en, geplant.
Zuletzt hatte es positive Signale für das Projekt aus der Berliner Politik gegeben. Klaus Teichert, Gesch?ftsführer der Hertha BSC Stadion GmbH, hofft auf Planungssicherheit und rechnet mit einem Beginn der voraussichtlich dreij?hrigen Bauarbeiten in der Saison 21/22.
Wunsch nach einem reinen Fu?ballstadion
Bisher hatte der Verein das gr??ere Olympiastadion auf dem gleichen Gel?nde genutzt, die Gründe für den Wunsch nach einem eigenen Stadion sind aber vielf?ltig.
Zuvor war auch der Vorschlag diskutiert worden, das Olympiastadion um- und zu einer reinen Fu?ballst?tte auszubauen. Nach Prüfung beider Alternativen wurde aber schnell klar, dass diese Option nicht infrage kommt. Dem Verein gingen die von der Politik angedachten Umbauma?nahmen nicht weit genug.
Das Berliner Olympiastadion wurde in den Jahren 1934 bis 1936 im Stadtteil Westend errichtet. Es steht auf dem Olympiagel?nde (vormals ?Reichssportfeld). Zun?chst war geplant, das an selber Stelle befindliche Deutsche Stadion für die Olympischen Sommerspiele 1936 umzubauen. Aufgrund des zu erwartenden Propaganda-Effekts entschied man sich aber für den Bau eines neuen Gro?stadions. Das ursprünglich für 5,5 Millionen geplante Projekt kostete am Ende 42 Millionen Reichsmark, bot Platz für 100.000 Zuschauer und wurde am 1. August 1936 mit den XI. Olympischen Sommerspielen er?ffnet. W?hrend des Krieges dienten Teile der Anlage als Produktionsanlagen und Luftschutzr?ume.
Zur Fu?ball-WM 2006 wurde das Olympiastadion grundlegend umgebaut und modernisiert, ca. 70 Prozent der historischen Bausubstanz blieben erhalten.
Heute bietet das Olympiastadion 74.475 Sitzpl?tze und tr?gt den von der UEFA verliehenen Titel eines Fünf-Sterne-Stadions.
Nur selten ausverkauftes Haus
Das Problem: Das gigantische Olympiastadion fasst 75.000 Zuschauer. Das ist eine Auslastung, die der Verein bei Heimspielen nur selten erfüllt. Diesem Stimmungskiller sollte eine Verringerung der Sitzpl?tze entgegentreten. Auch die Laufbahn sollte nach Wunsch der Hertha entfernt werden, um eine gr??ere N?he von Zuschauern und Spielfeld zu erm?glichen.
Tats?chlich hatte die Austragung der Leichtathletik-Europameisterschaft im August gezeigt, dass das Olympiastadion in seiner jetzigen Form auch für andere Sportarten attraktiv ist. Die Folge: Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) sprach sich gegen den Umbau des Stadions aus und signalisierte, dass ein Neubau in direkter Nachbarschaft die bessere Alternative sei.
Problem ist nicht die Stimmung, sondern die Akustik
Ein weiterer Knackpunkt, der die Pl?ne des Vereins unterstützt: Eine im Januar in Auftrag gegebene Innenraummessung im Olympiastadion hatte ergeben, dass nicht allein die verh?ltnism??ig geringe Auslastung für die gefühlt schlechte Stimmung bei den Spielen der Hertha verantwortlich ist.
Tats?chlich k?nnen sich die Fans in der Ostkurve die Seele aus dem Leib schreien, auf dem gut 40 m entfernten Platz kommt die Unterstützung kaum an. Aufgrund der Bauweise schluckt die Dachmembran des Stadions den Schall, statt ihn zu reflektieren. Als würde das nicht reichen, muss die Ostkurve gegen westliche Winde anschreien, die durch das Marathontor pfeifen.
Das Ergebnis: Nur 10 – bis 12 Prozent der Lautst?rke kommt tats?chlich auf dem Platz an. Zum Vergleich: Im Etihad Stadium des englischen Premier League Vereins Manchester City erreichen 73 Prozent der Unterstützung die Spieler auf dem Feld.
Dass diese Umst?nde m?glicherweise erhebliche Folgen haben k?nnen, erkl?rt Teichert in Bezug auf die von ihm in Auftrag gegebene Messung:
Es gibt Untersuchungen von BuroHappold Engineering, dass eine extrem lautstarke Unterstützung der eigenen Zuschauer den Heim-Teams pro Saison vier Punkte zus?tzlich bringen kann.
In diesem Sinne werden nun die Details für den Neubau, der unter dem Motto ?steil, nah, laut“ stehen soll, durchdekliniert.
Hertha macht die Hausaufgaben
Da Teile des im Besitz der Stadt befindlichen Gel?ndes unter Denkmalschutz stehen, ist bei den Planungen besondere Umsicht gefordert. St?tten wie ein ehemaliger Tennisplatz und das ehemalige olympische Hockeystadion dürfen nicht angetastet werden.
Auch der Artenschutz auf dem ins Auge gefassten 53.000 Quadratmetern gro?en Gel?nde spielt in die überlegungen rein, der Verein l?sst das Grundstück derzeit von einem Landschaftsbüro auf m?glicherweise umzusiedelnde Tiere und Pflanzen untersuchen.
Für die Anwohner soll das Akustikkonzept der neuen Arena Erleichterung im Sinne des L?rmschutzes bringen.
Finanzierung ohne ?ffentliche Hand
Ein Grund für das dem Projekt von der Politik entgegengebrachte Wohlwollen dürfte auch der Finanzierungsplan des Vereins sein. Teichert und sein Team setzen bei der Finanzierung des 250 Millionen teuren Baus komplett auf Eigenkapital und Investoren. Der Berliner Haushalt wird in den Pl?nen nicht angetastet.
Zudem bleibt das Olympiastadion Austragungsst?tte prestigetr?chtiger L?nder- und DFB-Pokal-Finalspiele. Die Top-Ligaspiele hingegen ziehen trotz der geringeren Anzahl an Sitzpl?tzen mit dem Verein um.
Entscheidung für die Hertha-Fans
Ein Problem in Bezug auf die Kartenverk?ufe, wenn es für Hertha gegen Bayern, Dortmund und Schalke geht, sieht Gesch?ftsführer Teichert nicht:
Wir verkaufen lieber in jedem der 17 Bundesliga-Heimspiele 10.000 Tickets pro Spiel mehr als in diesen drei Spielen 20.000 Tickets mehr. Die Hertha-Fans werden immer Karten für die neue Arena kriegen. Die Bayern-Fans dann halt mal nicht alle…
Nun ist die Politik gefragt
Wie es weitergeht, wird der Berliner Senat entscheiden. Eine einfache Mehrheit würde dem Verein reichen, die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Linken hat sich bereits als offen und konstruktiv pr?sentiert. Auch die CDU lie? durchblicken, hier aufgeschlossen zu sein, die FDP befürwortet den Vorsto? nicht.
Nachdem Berlins regierender Bürgermeister im August eine ?gro?e Offenheit“ dem Thema gegenüber signalisiert hatte, hofft die Hertha, dass das Parlament noch in diesem Jahr eine Entscheidung zu ihren Gunsten f?llt.