Neuseelands Internet-Provider gegen Blocking von Glücksspiel-Webseiten
Posted on: 26/08/2019, 11:55h.
Last updated on: 26/08/2019, 11:57h.
Anfang August er?ffnete die neuseel?ndische Regierung eine ?ffentliche Debatte über die Zukunft ausl?ndischer Online Glücksspiel Angebote innerhalb Neuseelands. Die Regierung hatte dabei zum einen ein Lizenzierungsmodell, zum anderen ein fl?chendeckendes Geoblocking für nicht lizenzierte Anbieter vorgeschlagen.
Nachdem diese Vorschl?ge auf viel Gegenwind gesto?en waren, berichtete die Zeitung Newsroom nun am Montag, dass auch die Internet Service Provider (IPS) kein Interesse daran h?tten, für das Sperren Glücksspielwebseiten verantwortlich zu sein.
Modernisierung der Glücksspielgesetze n?tig
Das Interesse am Online Glücksspiel w?chst auch in Neuseeland seit Jahren stetig an. Bis auf die Angebote der nationalen Lotterie sowie des staatlichen Sportwetten-Anbieters TAB sind Online Glücksspiele auf der grünen Insel jedoch verboten.
Wahrgenommen werden sie trotzdem, denn die Neuseel?nder haben in der Praxis uneingeschr?nkten Zugriff auf die vielen internationalen Online Casinos, die beispielsweise über eine Lizenz aus Malta oder Gro?britannien verfügen.
Laut der Regierung h?tten die Neuseel?nder daher allein in den letzten 18 Monaten gut 381 Mio. US-Dollar in ausl?ndischen Online Casinos gesetzt. Und aufgrund der veralteten Gesetzgebung von 2003 [Seite auf Englisch] k?nne die Regierung keinerlei Strafverfolgung veranlassen.
Seit Anfang August wird das Thema Online Glücksspiel daher auf politischer Ebene breit diskutiert. Die Regierung machte verschiedene Vorschl?ge, wie das Land sich an den technologischen Status Quo anpassen k?nnte.
Zur Debatte stehen zwei grunds?tzlich entgegengesetzte L?sungsans?tze. Sollte man das Online Glücksspiel weiterhin verbieten und durch digitales Blocking und ein Transaktionsverbot durch die Banken unterbinden?
Oder sollte man ?hnlich wie in anderen L?ndern ein Lizenzierungssystem einführen, welches einigen wenigen Anbietern das Betreiben von Online Casinos unter Beachtung strenger Auflagen gestatten würde?
Geoblocking oder unrechtm??ige Zensur?
Beide potentiellen Ausrichtungen erfuhren bereits heftigen Gegenwind aus verschiedenen Richtungen. W?hrend das Lizenzierungssystem vor allem von Spielsuchtexperten kritisiert wurde, sprachen sich nun die Internetanbieter gegen ein eventuelles Blocking von Glücksspiel-Webseiten aus.
Nach ersten Vorwürfen einer unrechtm??igen Zensur des Internets seitens der Regierung ?u?erte sich auch Jordan Carter, der Vorsitzende der Non-Profit-Organisation ?InternetNZ“, welche sich für den Schutz und die F?rderung des Internets in Neuseeland einsetzt, zum Thema:
Wenn Glücksspielseiten selbst den Neuseel?ndern den Zugriff verweigern, w?re das Geoblocking. Wenn jedoch die Regierung eine Sperre installiert, w?re das in der Tat eine Internetzensur seitens der Regierung […] Neuseeland muss sehr vorsichtig darüber entscheiden, wer die M?glichkeit haben darf, Teile des Internets zu sperren.
Carter rechne mit einem gro?en Ansturm von Kritik und schweren Vorwürfen der Zensur, sollte die Regierung tats?chlich eine Internetsperre durchsetzen wollen.
Würden jedoch nur wenige Glücksspielseiten, die eindeutig gegen die geltenden Gesetze versto?en, blockiert werden, lie?e sich eine partielle Sperre rechtfertigen, so Carter.
Wichtigere Anliegen für Internetprovider
Auch seitens der Internetanbieter des Landes gab es jetzt erste Beschwerden über die potentielle Ma?nahme einer Internetsperre. Ein Sprecher von Vodafone Neuseeland erkl?rte gegenüber der Zeitung Newsroom, dass man nicht bereit sei, ?hnlich einer ?Internet-Polizei“ fl?chendeckend Glücksspielseiten zu sperren:
Wir denken nicht, dass es die Aufgabe der ISPs ist, das Internet zu kontrollieren. Wenn wir dazu aufgefordert werden, einzelne Seiten zu blockieren, werden wir das immer tun […] keineswegs jedoch werden wir der Forderung nachgehen, freiwillig im Sinne eines Totalverbotes den Zugriff auf alle internationalen Glücksspiel Webseiten zu blockieren.
Auch das neuseel?ndischer Telekommunikationsunternehmen Sparks ?u?erte sich kritisch zum Thema Internetsperre von Glücksspielseiten. Es sei eine unverh?ltnism??ige Ma?nahme, ausl?ndische Online Casinos zu sperren.
Es gebe deutlich wichtigere Belange, wo eine Netzsperre tats?chlich angemessen und n?tig sei. Sparks und andere Betreiber h?tten beispielsweise nach dem Amoklauf in Christchurch s?mtliche Plattformen blockiert, auf denen Videos oder das Manifest des T?ters ver?ffentlicht worden seien.
Auch sei es deutlich wichtiger, auf digitalem Wege gegen illegale rechtsextreme Seiten oder Plattformen zur Verbreitung von Kinderpornographie vorzugehen.
Lizenzsystem als beste L?sung?
Angesichts des lauten Aufschreis gegen die diskutierte Netzsperre k?nnte sich die Regierung Neuseelands doch wieder vornehmlich mit dem ebenfalls vorgeschlagenen Lizenzierungssystem befassen.
Allerdings wird sich die Regierung in diesem Fall erneut mit dem Vorwurf auseinandersetzen müssen, lediglich an wirtschaftlichen Profiten, nicht aber am Schutz der Bürger interessiert zu sein.
Glücksspielkritiker hatten die Regierung konkret beschuldigt, mit einer Er?ffnung des Glücksspielmarktes vor allem heimischen Online Casino Anbietern wie Sky City in die Karten zu spielen.
Das neuseel?ndische Online Casino KiwiCasino hatte mit Beginn der politischen Diskussionen beispielsweise erste Vorbereitungen auf eine potentielle Lizenzierung begonnen und seine Webseite bereits in anderen L?ndern gelauncht.
Die Diskussion rund um das Online Glücksspiel in Neuseeland scheint sich somit noch lange nicht dem Ende zuzuneigen. Welche Ma?nahmen die Regierung letztendlich ergreifen wird, bleibt abzuwarten.
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