Spielsucht durch Parkinson-Medikament: Pfizer-Konzern zu Schadenersatz verurteilt
Posted on: 05/05/2021, 11:25h.
Last updated on: 05/05/2021, 11:55h.
Im italienischen Mailand hat sich der Pharmakonzern Pfizer wegen der ungew?hnlichen Nebenwirkung einer seiner Arzneimittel vor Gericht verantworten müssen. Ein Medikament gegen Parkinson hatte bei einem mittlerweile 60-j?hrigen Mann aus Mittelitalien zum Aufkommen einer Spielsucht geführt. Die Richter verurteilten den Arzneimittelhersteller daraufhin zur Zahlung von über 600.000 Euro Schadenersatz.
Das Gericht habe es als erwiesen angesehen, dass das Parkinson-Medikament Cabaseril, das den Wirkstoff Cabergolin enth?lt, beim Kl?ger eine Spielsucht ausl?ste. Der Mann habe das Mittel von 2001 bis 2006 eingenommen und damit gute Resultate erzielt. Allerdings habe er wenige Monate nach Therapiebeginn die Nebenwirkungen deutlich zu spüren bekommen.
Laut Klage sei das unkontrollierte Glücksspiel nicht die einzige Nebenwirkung der Arznei gewesen. Darüber hinaus habe der Mann w?hrend der Einnahme unter Hypersexualit?t gelitten. Zudem habe er angefangen, mehr als gew?hnlich zu essen.
W?hrend der Einnahme habe er begonnen, immer mehr Geld für Sportwetten und Online-Casinos auszugeben. Dabei sei Glücksspiel etwas, von dem er sich immer ferngehalten habe.
Bis zu seinem 40. Lebensjahr habe der Mann nicht ein einziges Rubbellos gekauft. Grund dafür sei, dass seine Eltern ein Tabakgesch?ft geführt h?tten. Dort h?tte er Tag für Tag erlebt, wie Menschen Geld in das Glücksspiel investierten, bis sie pleite gewesen seien.
100.000 Euro aus Firma unterschlagen
Mit Einnahme von Cabaseril habe sich das Verhalten des Mannes ge?ndert. Im Laufe der folgenden Jahre habe er rund 280.000 Euro verspielt. Um seine Spielsucht zu finanzieren, habe er unter anderem 100.000 Euro in dem Unternehmen unterschlagen, bei dem er zu der Zeit besch?ftigt gewesen sei.
Aufgrund der veruntreuten Gelder sei er sp?ter entlassen und zur Rückzahlung verurteilt worden. Noch immer sei er dabei, die Summe an die gesch?digte Firma zurückzuzahlen.
Vor Gericht habe der Kl?ger die Auswirkungen der Einnahme wie folgt geschildert:
Die ersten Symptome traten einige Monate auf, nachdem ich begonnen hatte, das zu nehmen. Ich wurde sexuell übererregt. Dann begann ich zu spielen. Ich habe vergessen zu arbeiten, ich habe im Büro gespielt, nachts zu Hause, w?hrend meine Frau geschlafen hat. Ich dachte, ich w?re verrückt.
Erst nach Absetzung des Medikaments seien die Nebenwirkungen wieder zurückgegangen, so die Anw?lte des Patienten. An diese habe der Mann sich gewendet, um eine Zivilklage gegen das US-Unternehmen anzustrengen. Es h?tte, so der Vorwurf, von vornherein über die Nebenwirkungen informieren müssen.
Pfizer selbst reagierte ein Jahr sp?ter und wies ab dem Jahr 2007 in der Packungsbeilage von Cabaseril auf m?gliche Nebenwirkungen wie verst?rkten Spiel- und Sexualtrieb hin. Zu sp?t, nach Ansicht der Justiz. Mit der Best?tigung eines gleichlautenden Urteils aus dem M?rz 2020 durch das Mail?nder Berufungsgericht ist dieses nun rechtskr?ftig.
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