?sterreich: Suchtexperte warnt vor Spielsucht-Anstieg bei Kindern
Posted on: 27/03/2022, 05:30h.
Last updated on: 25/03/2022, 02:54h.
Der ?sterreichische Facharzt für Psychiatrie Kurosch Yazdi warnt vor einem dramatischen Anstieg der Computer- und Glücksspielsucht bei Kindern. Wie der Suchtexperte des Neuromed Campus Linz in einem am Donnerstag ver?ffentlichten Bericht von O? Nachrichten erkl?rt, sehe er heute mehr jüngere Patienten als je zuvor.
Sogar Kinder im Alter von neun Jahren müssten bereits behandelt werden, weil sie aufgrund ihres Spielverhalten den Bezug zum Alltag verloren h?tten. Betroffene h?tten keine sozialen Kontakte, vers?umten die Schule und schliefen nicht ausreichend, so das traurige Fazit des Arztes.
Viele Kinder verursachten dabei auch hohe finanzielle Sch?den für die Familie. Oftmals bemerkten Eltern den Spiel-Exzess erst dann, wenn pl?tzlich innerhalb weniger Wochen 2.000 Euro von der Kreditkarte abgebucht worden seien.
Glücksspielsucht aufgrund von Lootboxen
Yazdi sieht die Computerspielsucht dabei eng mit der klassischen Glücksspielsucht verknüpft. Das Problem seien dabei insbesondere Lootboxen. W?hrend das ?sterreichische Gesetz das Glücksspiel Minderj?hriger eigentlich verbiete, würden Kinder und Jugendliche über Videospiele ungehindert mit Glücksspiel-Elementen konfrontiert. Yazdi kommentiert:
Bereits früher konnte man zum Beispiel Waffen und Hilfsmittel bei Spielen kaufen. In letzter Zeit werden immer mehr Glücksspielelemente eingebaut. Es findet also eine Vermischung von Computer- und Glücksspiel statt. Zum Beispiel kann man bei einem Spiel eine Truhe kaufen, deren Inhalt unbekannt ist. Der Reiz, was man nach dem ?ffnen des Deckels findet, führt dazu, immer wieder zu kaufen.
Somit machten bereits Kinder im Alter von weniger als 10 Jahren gravierende Suchterfahrungen. Die Sucht ziehe sich dabei durch alle Sozialschichten und betreffe auch Kinder ?aus gutbürgerlichen Familien“.
W?hrend der Corona-Pandemie dürften die Zahlen sich weiterhin zugespitzt haben, warnt Yazdi. Eine Studie aus ?sterreich gebe es zwar nicht, aber eine Erhebung aus Deutschland habe gezeigt, dass sich die Zahl der Internetsüchtigen von 4 % auf 7,8 % erh?ht habe. Der Psychiater geht davon aus, dass die Lage in ?sterreich ?hnlich sein dürfte.
Abschreckend seien auch die Zahlen aus anderen L?ndern, in denen die Digitalisierung vergleichsweise weit fortgeschritten sei. So gebe es Nationen, in welchen bis zu 20 % der 14- bis 18-J?hrigen computersüchtig seien. Sucht bedeute in diesem Fall, dass diese Jugendlichen keinem normalen Schul- oder Arbeitsalltag nachgehen k?nnten.
Eine schwer zu überwindende Sucht
Substanzunabh?ngige Süchte wie Computer- und Glücksspielsucht seien erfahrungsgem?? schwerer langfristig in den Griff zu bekommen als substanzgebundene Süchte wie Alkoholismus oder Drogensucht. Je mehr die Gesellschaft auf den digitalen Raum angewiesen sei, desto schwerer seien derartige Süchte zu überwinden. Der Psychiater erkl?rt:
Das Problem bei Verhaltenssüchten ist, dass die Ausl?ser immer vorhanden sind. W?hrend ein Alkoholiker auf Wein und Bier komplett verzichten lernen kann und soll, ist in unserer Welt ein Leben ohne Internet praktisch nicht m?glich. Die einzige Chance: Betroffene müssen lernen, mit dem Medium umzugehen – und gewisse Seiten konsequent zu meiden.
Daher schaffe es nur ein Drittel aller Computersüchtigen, das problematische Verhalten langfristig abzulegen. Ein weiteres Drittel schaffe es, die Sucht vorübergehend zu besiegen. Die Rückfallquote sei jedoch noch immer enorm.
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